Schauspiel in sieben Bildern nach dem Roman von Siegfried Lenz. Mit Max Volkert Martens.
Mühlacker
Ötisheimer Str. Mühlacker
Der 1968 erschienene Roman »Deutschstunde« von Siegfried Lenz spielt auf zwei ineinander verwobenen Zeitebenen. Der Ich-Erzähler Siggi Jepsen sitzt 1954 in einer Jugendstrafanstalt bei Hamburg ein. Im Rückblick erzählt er die Ereignisse, die sich im (fiktiven) Dorf Rugbüll bei Glüserup im äußersten Norden Schleswig-Holsteins von 1943 bis in die ersten Nachkriegsjahre zugetragen haben.
"Die Freuden der Pflicht": So lautet das Thema des Aufsatzes, den Siggi Jepsen, Insasse einer Hamburger Besserungsanstalt, schreiben soll. Doch Siggi gibt ein leeres Heft ab – zu heftig bestürmen ihn die Erinnerungen seiner Kindheit. In einer Einzelzelle bringt er aber schließlich alles zu Papier: Siggis Vater, Polizist im norddeutschen Rügbüll, bekommt 1941 den Befehl, dem "entarteten" Maler Nansen ein offizielles Malverbot zu überbringen und die Durchsetzung zu überwachen. Trotz seiner alten Freundschaft zu Nansen erfüllt der Polizeiposten Jepsen kompromisslos seine Pflicht, macht auch vor Beschlagnahme und Zerstörung der Gemälde nicht halt. Siggi, dem Nansen ein väterlicher Freund ist, beginnt dessen Bilder vor dem Pflichtbewusstsein seines Vaters zu retten. Und ebenso zwanghaft, wie der Polizist sogar nach Kriegsende noch das längst aufgehobene Verbot durchzusetzen versucht, kann auch Siggi nach 1945 nicht aufhören, Nansens Bilder zu „retten“ und wird als Kunsträuber ver-haftet.
Der Roman von Siegfried Lenz erschien 1968. Das überaus erfolgreiche Buch über die Verquickung von Pflicht und Schuld ist längst fes-ter Bestandteil deutscher Nachkriegsgeschichte geworden. Wenn man Deutschland verstehen will, muss man Siegfried Lenz lesen. Der Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels beschäftigt sich in der Deutschstunde mit der Frage der Pflichterfüllung.
Die neue Bühnenfassung – die erste von Autor und Verlag autorisierte – ist eine kleine Sensation.
Foto: a.gon